Ions Leben ähnelt dem einer Schildkröte

Ions leben ähnelt dem einer schildkröte 

Ion aus Moldawien, Chisinau, Institutia Medico-Sanitara Publica Oncologic

Es ist inzwischen zu seinem Leben geworden, denn er kennt kein anderes mehr: Krankenhäuser, Ärzte, Schmerzen, aber vor allem das Gefühl, etwas zu verpassen.

Alles zu verpassen, was Jungen am liebsten tun: Rumtoben, Sport, auf Abenteuersuche gehen, sich ausprobieren – eben alles.

Alles außer ruhig zu sitzen und sich vorsichtig zu bewegen. Hämophilie ist ein ständiger Begleiter. Er war erst 5 Jahre alt, als die Bluterkrankheit bei ihm diagnostiziert wurde und hat bereits eine lange Erfahrung damit.

Trotzdem hat dies  den Ausdruck von Wehmut aus seinen großen braunen Augen nicht vertrieben.

Sein Gesicht ist empfindsam, sein Verhalten erwachsen. Er ist jetzt 13 Jahre alt und schnell groß geworden in dieser Krankenhauswelt der Erwachsenen. 

Auch für seine Eltern ist das Leben ein fortwährender Kampf. Sie wohnen etwa 150 km von der Hauptstadt Chisinau entfernt in Taraclia, wo sein Vater Landmaschinen-Fahrer ist -  im Moment aber arbeitslos.

Seine Mutter Sveltana ist selbst behindert und arbeitet als Bürohilfe in einem Krankenhaus womit sie gerade 25 Euro im Monat verdient.

Wie oft ist auch Ions 11 Jahre alter Bruder Bluter. Diese Tatsache hat das Leben der Familie verändert und steht immer im Mittelpunkt.

Das Leben konzentriert sich auf die finanziellen Probleme und darauf, dass die Brüder gesund bleiben.

Kein Wunder also, dass sich das Krankenhaus manchmal wie zuhause anfühlt und manchmal wie ein Gefängnis. Ion wirkt resigniert und ein bisschen traurig.

Jedes Jahr fallen die gefährlichen Phasen anders aus und die Anzahl der Krankenhausaufenthalte.

2009 war er 4 Monate im Hospital, dieses Mal (wir besuchten ihn im November) seit einer Woche.

Auch die Anlässe für seine Einweisungen sind unterschiedlich, oft gibt es keinen spezifischen Auslöser.

Aber dieses Mal hatte er massive Kopfschmerzen, Schwierigkeiten zu gehen und sein Nacken war entzündet.

Wie immer hat die Mutter ihn auf der 3-stündigen Busreise begleitet und ist gleich im Anschluss zurückgefahren, um zu arbeiten und sich um den Bruder zu kümmern.

Ion war wieder allein im Krankenhaus, aber er sagt, er fühle sich jetzt besser. 

Aber die verfügbare Behandlung ist normalerweise alles andere als perfekt. Deshalb sind die, von der Krebsallianz gespendeten, Faktor VIII Medikamente so wichtig für das Krankenhaus.

Diese Art von Arzneimitteln stellt einen großen Fortschritt bei der Behandlung der Bluterkrankheit dar. Mit ausreichenden Faktor VIII Medikamenten könnten diese Patienten ein viel normaleres Leben führen.

Wenn Ion zuhause ist, versuchen die Eltern so gut wie möglich die Leere in seinem Leben zu füllen.
Fischen ist sein liebstes Hobby und er kann mit wenig Anstrengung und körperlichen Gefahren, angeln.

Es ist eine beschauliche Tätigkeit, die auch seinem Naturell entspricht.

Außerdem hat er einen Lehrer, der ihn zuhause unterrichtet, worauf er sich jedes Mal freut.

Biologie ist sein Lieblingsfach und es ist kein Wunder, dass er von einem Beruf als Arzt träumt.