Petrea bekommt sein medikament gespendet
Der 8 jährige Petrea sitzt da mit einem Bündel Spielgeld in seiner Hand. „Das ist beruhigend für ihn“ erklärt uns seine Mutter. Denn in den letzten 4 Jahren hatte Vera hart zu kämpfen, das Geld zu verdienen um Petreas Medikamente bezahlen zu können.
Er weiß, dass man diese Scheine braucht um gesund zu werden. Petreas Gesicht ist geschwollen und bleich von der Therapie und sein Bauch ist aufgedunsen. Das sind die üblichen Nebenwirkungen der Chemotherapie, die er über sich ergehen lassen muss seit er an Leukämie erkrankt ist.
Nachdem er im Alter von 4 Jahren mit ALL, der akuten lymphatischen Leukämie, diagnostiziert wurde, war es ein ewiges rein und raus aus dem Krankenhaus, in dem viele verschiedene Chemotherapien ausprobiert wurden. Wie in Moldawien üblich, musste Petrea während der Behandlung im Krankenhaus bleiben - die längste Zeit waren 9 Monate.
Wenn man in Moldawien krank wird, übernimmt die staatliche Krankenversicherung nur das Notwendigste, das heißt es wird ein Bett im Krankenhaus zur Verfügung gestellt. Den Rest müssen Familie und Freunde beisteuern. Vera und ihr Mann hatten damit ihr Tun, denn sie hatten kaum Geld. Der Vater trank und an schlechten Tagen verprügelte er seine Frau.
Veras Hauptaugenmerk galt ihrem einzigen Kind Petrea und sie dachte an sie Beide, als sie die Scheidung einreichte. Gottseidank wird sie von ihren Eltern unterstützt, die bei ihr leben. Aber unglücklicherweise hatte auch ihre Mutter dann noch eine Brustkrebsdiagnose bekommen!
Nachdem ihr Mann kein regelmäßiges Einkommen mehr nach Hause bringen musste und sie schon fast das ganze Land verkauft hatte, nahm Vera die Reise nach Russland auf sich, um dort Arbeit zu suchen um sich um ihre beiden kranken Familienmitglieder kümmern zu können.
Die Saisonarbeit auf einer Baustelle war körperlich anstrengend und bedeutete, dass sie lange von ihrem Kind getrennt war. Aber mit steigendem Einkommen und nachdem ihr Mann weg war, sah die Zukunft etwas rosiger aus. Vera dachte sogar darüber nach sich einen neuen Mann zu suchen und damit vielleicht auch Petrea zu dem kleinen Brüderchen zu verhelfen, das er sich so sehr wünschte.
Aber, als ob sie noch nicht genug Probleme gehabt hätte, bekam sie im Januar 2014, während sie in Russland arbeitete, die Nachricht dass es Petrea wieder schlechter ging. Voller Angst und ohne Hoffnung kam sie sofort nach Moldawien zurück.
Vera beschreibt das als ob „der Himmel einstürzte“. Ihre Welt brach zusammen und die Träume von einem neuen Leben mit einem neuen Ehemann mussten erst einmal begraben werden. Petreas Leukämie war zurück. Jetzt, mit 8 Jahren, mussten sie wieder ins Krebskrankenhaus um die ganze Zeit der Behandlung dort zu verbringen.
Das Krankenhaus begann eine Behandlung mit Asparaginase und die Nebenwirkungen waren fürchterlich. Er hatte eine entzündete Mundschleimhaut und seine Bewegungsmöglichkeiten war sehr eingeschränkt.
Nach ein paar Monaten rieten die Ärzte Vera das Medikament Oncaspar zu besorgen, da sonst nichts mehr half. Er brauchte 8 Ampullen dieses Medikamentes, verteilt über die nächsten 3 Jahre und diese Therapie war nicht billig.
Die nächste Herausforderung war es, das Geld aufzutreiben, um sich die Behandlung leisten zu können und auch das Medikament selbst zu besorgen, das in Moldawien nicht vertrieben wird.
Vera schätzt, dass sie in den letzten vier Jahren über 20.000 € für Medikamente aufgebracht hatte. Jetzt war nichts mehr übrig. Aber sie gab nicht auf und half dem Krankenhaus eines der Gebäude zu renovieren, welches gerade einen Zuschuss bekommen hatte. Während Petrea im Bett lag und litt, strich seine Mutter die Flure und verlegte neue Fußböden.
Ihre Entschlossenheit und der Kontakt zu einem russischen Studenten ermöglichten es ihr schließlich, zwei Ampullen Oncaspar zu kaufen. Die waren nicht billig, aber sie war einfach nur erleichtert und dankbar, dass sie diese hatte finden und kaufen können.
Nachdem die ersten zwei Ampullen aufgebraucht waren, wurde Petrea aus dem Krankenhaus entlassen und kehrte mit seiner Mutter nach Hause zurück. Sie hatte absolut kein Geld mehr um eine dritte Ampulle zu kaufen.
Wie viele andere Jungen in seinem Alter liebt Petrea Raketen, Autos und Panzer. Er zeigt uns seine selbst gebastelte Rakete, die er aus einer Taschenlampe und Strohhalmen gebaut hat. „Das ist eine Rakete“ erklärt er „und die Strohhalme sind da, wo der Feuerstrahl rauskommt“.
Er zeigt uns seinen Panzer, aus einem Mückenabwehrstecker gebastelt und erklärt: „Das ist ein Panzer“, bevor er ihn wieder abstellt. Sein Körper reagiert auf Kontakt mit Metall und seine Mutter erklärt uns, dass er extrem sensibel ist.
Er erzählt von der Schule. Während seiner Genesung machte es ihm großen Spaß in die Schule zu gehen. Manchmal war es schwierig, weil die anderen Kinder nicht mit ihm spielen wollten, so wie er aussah und sie hatten auch Angst sich bei ihm anzustecken.
Während er im Krankenhaus war, wurde er von seiner Mutter unterrichtet. Wenn jemand aus dem Krankenhaus entlassen wird, werden die anderen oft eifersüchtig, denn es ist hart akzeptieren zu müssen, daß man selbst noch bleiben muss.
Petreas Lieblingsfächer sind Rumänisch, Mathematik und Zeichnen. Er liebt Gedichte und zeigt uns stolz alle seine Auszeichnungen. Es gefällt ihm auch, von seiner Mutter unterrichtet zu werden und Vera lacht und sagt, dass sie nun auch wieder in die Schule gehen muss.
Die Mitarbeiter der Krebsallianz trafen Petrea, eine Woche nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Hilflos und trotzdem so dankbar, dass wir ihm helfen wollten! Vera weinte, als wir sie trafen. Sie erklärte uns, dass sie sich nie hatte vorstellen können zur Bettlerin zu werden.
Die Tatsache, dass Medikamente so teuer sein konnten, war ein großer Schock für sie. Jetzt versucht sie, die notwendige Behandlung für Petrea zu bekommen und da konnte die Krebsallianz helfen.
Vera hatte gezeigt, dass sie hart sie arbeiten konnte für die Gesundheit ihres Sohnes und bescheiden bat sie um nur eine Ampulle Oncaspar. Die Krebsallianz konnte, zusammen mit ihrer lokalen Partnerorganisation Coram Deo, dieser verzweifelten Mutter ihren Wunsch erfüllen.
Nachdem wir Vera und Petrea getroffen hatten, versuchten wir alles, um ihnen das Oncaspar kostenlos zu besorgen. Die Behandlung wurde schließlich durchgeführt und die Nebenwirkungen waren gering.
Monate später geht es Petrea bedeutend besser. Die Zeit wird zeigen, ob er die Therapie fortsetzen muss und Vera bereitet sich schon darauf vor, die nächste teure Ampulle zu kaufen.
Als wir uns verabschieden, füllen sich Veras Augen mit Tränen. „Als ich hörte, dass ihr uns helfen wollt, dankte ich Gott dafür, dass er meine Gebete erhört hat!“
Bitte helfen Sie uns dabei, Petrea die Möglichkeit zu geben, seine Therapie fortzusetzten!