Weltkrebstag 2019

Weltkrebstag 2019

Jedes Jahr veranstaltet die UICC am 4. Februar eine globale Aufklärungskampagne. Diese fokussiert vor allem auf Schwerpunktthemen und Fakten und bewirbt Vorsorgemaßnahmen gegen Krebs weltweit. Auch in diesem Jahr nimmt die Krebsallianz, die Mitglied in der UICC ist, wieder an der Kampagne teil und zwar mit den Themen „Finanzielle Belastung“ und „Ungleiche Leistungen bei Krebs“.

Über die letzten 12 Jahre hat die Krebsallianz immer wieder beobachtet, wie groß die Belastung durch eine Krebserkrankung für viele Patienten und Familien sein kann. Weltweit treibt Krebs Patienten aufgrund der hohen Kosten für Chemotherapie, Bestrahlung und andere Behandlungen in den finanziellen Ruin. In unseren Partnerländern helfen wir Patienten und Familien die die ganzen Therapiekosten alleine tragen müssen. Weitere Kosten kommen dazu, wenn die Behandlungen in den weniger dicht besiedelten und nicht-städtischen Gegenden nicht verfügbar sind und die Patienten für ihre Therapie auch reisen müssen. Menschen die überhaupt keinen Zugang zu einer Behandlung haben, müssen dann oft noch in Nachbarländer fahren, was weiteres Geld kostet. Auch deshalb unterstützen wir Initiativen, die darauf abzielen allen Patienten gleichen Zugang zu Heilmöglichkeiten zu schaffen und die betonen, dass dieser Zugang sich nach dem Bedarf richten sollte und nicht nach der Kaufkraft.

Da 70% der Todesfälle durch Krebs in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen auftreten, möchten wir dort einen Beitrag zu leisten wo er am dringendsten gebraucht wird. Angesichts der Tatsache, dass „weniger als 30% der armen Länder Krebsbehandlungen anbieten“, wird die Krebsallianz auch in Zukunft dort Hilfsprogramme unterstützen um diese Lücke zu füllen.

Die finanzielle Belastung durch eine Behandlung in Moldawien

Cristina und Nicolai leben in der Hauptstadt Chisinau. Ihr Sohn Daniel kämpft seit 2015 mit Leukämie. Das moldawische Gesundheitssystem garantiert Patienten aber nur ein Bett im Krankenhaus. Alle weiteren Ausgaben müssen durch die Patienten und ihre Angehörigen getragen werden, einschließlich Nahrungsmittel, Bettzeug und natürlich Medikamente.

Nicolai arbeitet für die staatliche Bäckerei für ein bescheidenes Einkommen. Vor Daniels Erkrankung arbeitete Cristina als Kindermädchen, aber sie musste die Arbeit aufgeben um sich um ihren Sohn zu kümmern. Nach der Diagnose halfen ihnen viele andere Eltern auf der Krankenstation indem sie ihnen Chemotherapeutika gaben, die sie selbst nicht mehr benötigten. Nach den ersten acht Behandlungen verschrieben die Ärzte Daniel Medikamente um seinen Zustand zu stabilisieren.  Cristina war verzweifelt, weil sie nicht wusste wie sie die Mittel bezahlen sollte, also hoffte sie darauf, dass die Chemotherapie gewirkt hatte.

Jetzt, zwei Jahre später, hat Daniel gerade wieder acht Chemotherapie-Behandlungen hinter sich. In der Zwischenzeit starb Cristina’s Mutter und hinterließ der Familie 9.000 € Schulden wegen 20 Jahren nicht gezahlter Wohnnebenkosten. Zusätzlich zu Daniels Behandlung muss die Familie jetzt auch noch die Schulden der Mutter baldmöglichst zurückzahlen, weil der Wohnungseigentümer versucht die Familie aufgrund von Mietschulden auf die Straße zu setzen. Cristina sagt uns, dass sie sich nichts Schlimmeres vorstellen kann als sich um Daniel zu kümmern ohne ein Zuhause zu haben.

Cristina’s und Nicolai’s Situation ist äußerst kritisch. Ihr monatliches Einkommen beträgt 600 € das sie für die Schulden und Lebensmittel für die Familie aufbrauchen. Daher haben die Krebsallianz und unsere lokale Partnerorganisation Coram Deo geholfen, die Medikamente für Daniel zu bezahlen. Wir unterstützen die Familie weiterhin und versuchen zusammen mit Coram Deo auch anderen zu helfen, die sich in einer ähnlichen ausweglosen Lage befinden.

Gleicher Zugang zu Krebsbehandlung

Lebensrettende Krebsdiagnosen und –behandlungen sollten für alle gleich zur Verfügung stehen – unabhängig von Status, Bildungsniveau, Einkommen oder Wohnort. Oft gibt es eine ungleiche Verteilung der Krebsversorgung die sich vor allem auf die städtischen Regionen konzentriert. Das führt dazu, dass es schlechteren Zugang zu Spezialbehandlungen und Ärzten gibt je weiter entfernt von den großen Städten man lebt. Unabhängig davon wo Patienten leben, sollte die Behandlung von Krebskrankheiten für alle zugänglich sein. Und jeder sollte Zugang zu Behandlung haben unabhängig von seinem Bildungsstand und Einkommen.

Eine unserer Partnerorganisationen, die über die letzten zehn Jahre verfolgt hat wie ungleich die Versorgung auch in Nepal ist, ist die Dirghajeevi Voluntary Group (DVG). Samir Shrestha, der Gründer der Gruppe begann vor zehn Jahren als Freiwilliger im Chitwan Krebskrankenhaus zu arbeiten bevor er nach Kathmandu ging um Sozialarbeit zu studieren. Von einer kleinen Freiwilligengruppe ist die DVG inzwischen zu einer operativen Einheit gewachsen und konnte 2018 in Lolitpur, Kathmandu ein Tageszentrum eröffnen. Neben psychosozialer Versorgung, bieten Samir und sein Team Familien und Kindern mit Krebserkrankungen Aufklärungskampagnen, - ausflüge und –veranstaltungen an, z.B. einen Mütterabend. Dabei geht es der DVG darum den Kinderkrebspatienten und ihren Familien qualitativ hochwertige psycho-soziale Hilfe und ein engmaschiges Netz von Gemeinschaft zu bieten.

Die Gemeinschaft, die die DVG aufbaut, unterstützt viele unterprivilegierte Familien in der Gegend von und um Kathmandu. Weil eines der zwei öffentlichen Krebskrankenhäuser Nepals in Kathmandu liegt, kommen viele Eltern oft von weit her wenn ihre Kinder eine Krebsdiagnose erhalten. Das bedeutet, dass Eltern ihr Zuhause und meist auch ihre Einkommensquelle verlassen müssen um sich in Kathmandu anzusiedeln. Daher hat es sich die DVG dieses Jahr zum Ziel gesetzt einen Busbetrieb von und zu ihrer Tagesstätte einzurichten, damit die Eltern eine Möglichkeit haben zu arbeiten während ihre Kinder in der Tagesstätte betreut werden.

An diesem Weltkrebstag unterstützt die Krebsallianz die Aktion „Wo du lebst sollte nicht ausschlaggebend sein dass du lebst“

Geographie spielt eine wichtige Rolle bei Zugang zu Behandlung in Nepal. Mit nur einem öffentlichen Krebskrankenhaus in Chitwan and einer Kinderkrebsstation im Kanti Krankenhaus in Kathmandu, gibt es eine Versorgungslücke, die verhindert dass die Bedürfnisse aller Krebspatienten gedeckt werden können. Darüber hinaus stoßen aber auch die Einrichtungen an ihre Grenzen. Die Familien müssen 24h täglich bei ihren Kindern verbringen und diese versorgen. Viele Eltern schlafen auf den Krankenhausfluren, weil sie keinen anderen Platz haben.

Die DVG Gruppe möchte weitere Tageszentren aufbauen and hofft  darauf, Nebengebäude für Familien finanzieren zu können, die sich keine Unterkunft während der Zeit leisten können in denen ihre Kinder im Krankenhaus sind. Im März möchte Samir 1000 km mit dem Fahrrad fahren um die Ideen und Vision der DVG zu verbreiten und für die zukünftigen Projekte Spenden zu sammeln.

Zur Unterstützung des Weltkrebstages 2019 wird die Krebsallianz weiterhin Initiativen unterstützen, die die finanzielle Bürde der Krebsbehandlungen erleichtern sowie Organisationen, die darauf abzielen die Ungleichbehandlung von Krebspatienten zu beseitigen.